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Opposition ist Mist

Nach den Unionsparteien hat sich heute auch die SPD für den Koalitionsvertrag ausgesprochen. Beim digitalen Mitgliederentscheid stimmten — trotz heftiger Kritik unter anderem von den Jusos — rund 85% für den 144-seitigen Vertrag. Die Beteiligung am Mitgliederentscheid lag bei 56% und damit über der erforderlichen Mindestschwelle von 20%.

Die Logos der künftigen Regierungsparteien. Foto: Liesa Johannssen/Bloomberg

Am Montag soll der Koalitionsvertrag unterzeichnet werden, bevor Friedrich Merz am Dienstag zum Kanzler gewählt und anschließend vom Bundespräsidenten vereidigt wird. Ebenfalls am Montag will die SPD ihre Ministerinnen und Minister vorstellen. Im Vorfeld war bereits durchgesickert, dass Co-Parteichef Lars Klingbeil offenbar wie geplant das Finanzministerium übernehmen und auch als Vizekanzler Stellvertreter von Merz werden soll. Derweil fragt sich die Berliner Journalisten-Bubble und wohl auch so manches SPD-Mitglied: Was wird dann aus Saskia Esken, der anderen Co-Chefin? 

“Das Augenmerk der Märkte liegt nun auf dem für nächste Woche erwarteten 100-Tage Programm der neuen Regierung”, sagte Marion Mühlberger, Volkswirtin bei Deutsche Bank Research. “Wie rasch die neue Regierung den Haushalt aufstellt (und ob er noch vor der Sommerpause verabschiedet wird), wird ausschlaggebend dafür sein, ob die im 100-Tage Programm enthaltenen wirtschaftspolitischen Impulse ihre Wirkung noch in den Sommermonaten entfalten können.”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin und Verena Sepp: Zollchaos, zu billig?, populäre Risikoübertragung, abwärts gerichtet und Sackgasse.

Zollchaos

Dank Trumps Zollfeuerwerk stochern europäische Automobilhersteller beim Thema Prognosen im Nebel. So haben Mercedes-Benz und die italienische Stellantis heute ihren Ausblick für dieses Jahr zurückgezogen. Die durch die Zölle ausgelöste Volatilität sei “zu hoch, um eine verlässliche Einschätzung der Geschäftsentwicklung in diesem Jahr abzugeben“, erklärte Mercedes. Die Stuttgarter warnten, dass das Betriebsergebnis, der Cashflow und die Margen beeinträchtigt würden, sollten die aktuellen Handelshemmnisse bestehen bleiben. Weitgehend unverändert ließ Volkswagen seinen Ausblick für das Umsatzwachstum von bis zu 5%, erklärte aber, dass dieser die Auswirkungen der US-Zölle nicht berücksichtigt habe. Der Gewinn der Wolfsburger ist im ersten Quartal um 40% eingebrochen. Nach zwischenzeitlichen Rücksetzern konnten die Aktien einiger Autobauer Verluste bereits wieder aufholen. Am Montag senkte bereits die Porsche AG – einer der am stärksten von Zöllen betroffenen Automobilhersteller, da er keine Fabrik in den USA hat – ihre Gewinnprognose.

Zu billig?

Die Aktie der Deutschen Post kommt heute 3% voran und führt damit die Gewinnerliste im Dax an. Der Optimismus der Börse basiert auf Schub, den der Konzern in den Bereichen Express sowie Post und Pakete berichtet, und auch auf Kostensenkungen. Zeitweise mehr als 14% kletterten die Titel von Aixtron. Das Auftragsvolumen von 132 Millionen Euro sei bei dem Chipindustrie-Ausrüster eine positive Überraschung, schrieb Warburg-Analyst Malte Schaumann, der nach dem Vorjahreswert von 120 Millionen Euro einen Rückgang erwartet hatte. Der Börsenkurs, der Anfang 2024 noch bei rund 35 Euro gelegen hatte, erholte sich auf über 12 Euro. Bis zu 17% ging es für die Aktie von AMS-Osram aufwärts auf zuletzt 7,60 Euro angesichts kontinuierlich anziehenden Auftragseingangs. Das Unternehmen prüft strategische Optionen für bestimmte Unternehmensteile mit angestrebten Erlösen von “deutlich über 500 Millionen Euro”. Ziel ist der Schuldenabbau. 2021 waren die Titel zeitweise noch über 120 Euro wert. Die UBS-Aktie legte im frühen Handel mehr als 2% zu, ist inzwischen jedoch ins Minus gerutscht. Die Zürcher haben im Quartal etwas weniger verdient als im Vorjahr, jedoch etwas mehr als am Markt erwartet. Mit Blick auf den US-Handelskrieg warnte Bankchef Sergio Ermotti, Unsicherheit habe ihren Preis. Unternehmen dürften ihre Investitionspläne zurückfahren. Für das Deals-Geschäft der UBS verheißt dies nichts Gutes.

Populäre Risikoübertragung

Nach zwei Transaktionen, bei denen die Helaba eigene Kreditrisiken an externe Investoren weitergereicht hat, zeigt sich Kapitalmarktchefin Astrid Joost-van der Spek zufrieden. Die Nachfrage nach den als Significant Risk Transfers (SRT) bekannten Transaktionen sei “sehr groß” gewesen, sagte sie im Bloomberg-Interview. Andere Geldhäuser wie etwa die LBBW bedienen sich des Instruments auch. SRTs ermöglichen es Banken, Kreditausfallrisiken zu übertragen und so Spielraum für neue Geschäfte zu schaffen. Laut Joost-van der Spek eignen sich SRTs für jegliche Art von Kredit, zum Beispiel Firmenkredite, Verbraucherkredite und Hypotheken. Das Neugeschäft in der gewerblichen Immobilienfinanzierung in Deutschland lag im vergangenen Jahr bei zwölf untersuchten Banken rund 7% unter dem Wert von 2023. Gegen den Trend nach oben ging es 2024 neben der Helaba unter anderem auch bei der DekaBank und der Aareal Bank, wie eine Studie des Immobiliendienstleisters JLL zeigt, die Bloomberg vorab einsehen konnte. Insgesamt kehrte nach dem Einbruch der Vorjahre wieder Optimismus zurück. Das vergangene Jahr “markierte einen Wendepunkt” für die Gewerbeimmobilien-Finanzierung, so JLL. 

Abwärts gerichtet

Donald Trumps Zollpolitik zeigt erste Wirkung: Die chinesische Industrie ist in die schlimmste Kontraktion seit Dezember 2023 gerutscht. Der Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe fiel stärker als erwartet von 50,5 im März auf 49. Die neuen Exportaufträge sanken auf den niedrigsten Stand seit dem Dezember des Corona-Jahres 2022. “Es ist definitiv schlimmer als erwartet”, sagte Robin Xing, Chefökonom für China bei Morgan Stanley. In Europa müssen die am 2. April angekündigten Zölle ihre Wirkung erst noch entfalten. Im ersten Quartal kehrten die deutsche (+0,2% gegen Vorquartal) und die französische Wirtschaft (+0,1%) auf den Wachstumspfad zurück. In Italien fiel der Anstieg mit 0,3% stärker aus als erwartet, das Euroraum-Wachstum mit 0,4% ebenfalls. Die EZB geht davon aus, dass die — zunächst parallel zu Verhandlungen meist ausgesetzten — Zölle das Wachstum dämpfen und die Verbraucherpreise zumindest kurzfristig belasten werden. In Frankreich ist die Teuerung im April mit 0,8% auf den niedrigsten Wert seit Februar 2021 zurückgegangen. Für Deutschland weisen die Daten der Länder laut Bloomberg Economics auf eine Inflationsrate von 2,1% hin, nach 2,3% im März. 

Sackgasse

Mit Blick auf einen Ukraine-Friedensdeal besteht Wladimir Putin darauf, die Kontrolle über vier Regionen im Osten und Süden des Landes zu übernehmen, die Moskau als russisch ansieht, die bislang jedoch nicht vollständig eingenommen werden konnten. Dies erfuhr Bloomberg von drei informierten Personen in Moskau. Im Weißen Haus wächst angesichts dessen die Frustration über mangelnde Fortschritte bei den Verhandlungen. Erst einmal scheinen die Gespräche in eine Sackgasse geraten zu sein. Um weitere Fortschritte zu erzielen, sei ein direkter Kontakt zwischen Putin und Trump erforderlich, sagte einer der Insider. Oslo währenddessen bereitet sich in einem Manöver auf mögliche Einsätze in der Arktis vor: Im Norden des Landes trainiert eine kleine Einheit der norwegischen Armee über hundert Tage hinweg, um ihre Belastbarkeit unter extremen Wetterbedingungen zu testen. Ziel der Übung ist es auch, die Funktionstüchtigkeit der Ausrüstung bei Temperaturen von bis zu -37°C zu evaluieren. Um sich warm zu halten, tragen die Soldaten mehrere Schichten Kleidung inklusive Wollunterwäsche. Wasserdichte Laken sollen verhindern, dass sich in Schlafsäcken Feuchtigkeit sammelt. Gegen den Hunger gibt es auch schon einmal Rentier, und wegen der Kälte die Extra-Ration Butter.

Was sonst noch so passiert ist:

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