Five Things: Germany
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Die Bieter bieten nicht

Angesichts der erneut steigenden Energiepreise wegen der jüngsten Eskalation im Nahen Osten ist es keine schlechte Idee, sich mal wieder mit möglichen Gas-Knappheiten zu beschäftigen. Tatsächlich prüft die Bundesregierung Kreisen zufolge gerade, ob Deutschland eine strategische Gasreserve aufbauen sollte, ähnlich wie die USA für ihre Ölvorräte.

Offiziell bestätigt das Wirtschaftsministerium zwar nur, dass es eine empirische Marktstudie ausgeschrieben hat — denn jede zu alarmistische Aussage zur Gas-Lage würde sofort wieder die Spekulanten anlocken. Fakt ist trotz der sommerlichen Behaglichkeit aber, dass es mit den Wintervorräten gerade gar nicht gut aussieht: Das Auftanken der Kavernen läuft schleppender als in den Vorjahren, und die Füllstände liegen weit unter dem EU-Schnitt — zumal es für Händler inzwischen billiger ist, auf LNG zu setzen als Speicher-Mieten zu zahlen. Letzte Woche etwa blieb eine Füll-Auktion für eine wichtige Kaverne in Süddeutschland ohne Bieter, auch weil die Anlage wegen geologischer Herausforderungen besonders teuer zu befüllen ist und staatliche Anreize dafür bislang ausbleiben.

Als wäre das nicht schon genug, scheiterte am Donnerstag auch noch die jüngste Ausschreibung für neue Offshore-Windpark-Lizenzen in der Nordsee. Nur zwei Bieter machten überhaupt mit, und dann sicherte sich TotalEnergies für ein Zehntel dessen, was der Konzern noch 2023 für die Flächen bezahlt hatte, den Zuschlag. Grund waren nicht nur die immer ungünstigeren Ertragsbedingungen weit draußen in der Nordsee, sondern auch zu restriktive Ausschreibungsbedingungen angesichts der steigenden Kosten in der Lieferkette.

Wenn aber das Interesse der Investoren an Parks in Nord- und Ostsee zurückgeht, sind das schlechte Nachrichten für die Energieversorgung: Denn im Winter ist Offshore-Wind inzwischen der wichtigste Stromlieferant.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Annika Reichelt, Alexander Kell, Verena Sepp und Stephan Kahl: Fragende Gesichter, Goldrausch, abtrünnige Banker, Zukunftsvisionen und Absteiger Wien.

Fragende Gesichter

Mit seiner überraschenden Abreise vom G7-Gipfel hinterließ Donald Trump fragende Gesichter mit seinem Kommentar, diese habe “nichts zu tun” mit der Arbeit an einem Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran — und demonstrierte damit auch, wie sehr sich die globale Ordnung mit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus gewandelt hat. An Bord der Air Force One führte er später aus, er wolle ein “echtes Ende” des Nuklearproblems mit dem Iran, einschließlich eines “vollständigen Verzichts” Teherans auf die Idee von Atomwaffen. Beiläufig erwähnte er die mögliche Entsendung seines Vize JD Vance oder des Unterhändlers Steven Witkoff, ohne klare Absichten oder Zeitpläne. Den Einwohnern der iranischen Hauptstadt hatte er zuvor dringend empfohlen, die Metropole schnellstmöglich zu verlassen. Später führte er dazu aus, es gehe ihm um deren Sicherheit, da Israels Militär seine Angriffe nicht vermindern werde. Die Börsenkurse sinken indessen: Der Dax notiert im Mittagshandel 1,3% im Minus. Der Ölmarkt hat den gestrigen Preisrückgang wieder wettgemacht, auch angesichts eines Tankerbrands nahe der Straße von Hormus. Nach bisherigen Informationen steht der Zusammenstoß zweier Schiffe nicht in direkter Verbindung mit den Störungen des Funkverkehrs, die vor dem Hintergrund des Israel-Iran-Kriegs zuletzt in der Gegend zu beobachten waren.

Goldrausch

Trumps Aufforderung zur sofortigen Evakuierung Teherans ließ den Goldpreis am Dienstagmorgen auf über 3.400 Dollar je Unze ansteigen. Inzwischen hat das Edelmetall seine Gewinne wieder abgegeben und notiert etwa 120 Dollar unter dem Intraday-Rekordhoch im April von rund 3.500 Dollar. Allein in diesem Jahr hat Gold um 30% zugelegt. Eine Umfrage von World Gold Council und YouGov zeigt, dass Gold bei Notenbanken weiterhin hoch im Kurs steht. Von 72 Zentralbanken gaben 43% an, dass sie mit einem Anstieg ihrer Goldreserven innerhalb der nächsten 12 Monate rechnen, gegenüber 29% im Vorjahr — der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung vor acht Jahren. In der Umfrage wurden die Gold-Performance in Krisenzeiten sowie seine Rolle als Diversifikationsinstrument für Portfolios und als Wertspeicher als wichtigste Gründe genannt. Citi glaubt dennoch, dass die Rally bald ein Ende nehmen und Gold bis zur zweiten Jahreshälfte 2026 wieder auf etwa 2.500 bis 2.700 Dollar pro Unze zurückfallen wird. Der Einbruch könnte durch eine schwächere Investitionsnachfrage, sich verbessernde globale Wachstumsaussichten und Zinssenkungen durch die Fed verursacht werden. 

Abtrünnige Banker

Die Frankfurter Traditionsbank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) wird gerade von der niederländischen ABN Amro übernommen — ein Prozess, der sich bereits seit einem Jahr hinzieht. Dieses vermeintliche Vakuum hat nun offenbar die US-Bank Cantor Fitzgerald für sich ausgenutzt. Nach Informationen von Bloomberg News wechseln rund 15 Mitarbeiter aus dem weiteren Investmentbanking zu den Amerikanern. Diese wollen wachsen, etwa im Bereich Infrastruktur. Die Expansion auf dem deutschen Markt scheint logisch, hat Deutschland doch gerade erst angekündigt, in den nächsten Jahren hunderte Milliarden von Euro in Infrastruktur und Verteidigung stecken zu wollen. Hier könnten sich gerade auch im Investmentbanking viele Chancen für Häuser wie Cantor Fitzgerald ergeben. Die in New York ansässige Bank wurde jahrzehntelang von Howard Lutnick geführt, bis er sich dieses Jahr zurückzog, um neuer Handelsminister in den USA zu werden.

Zukunftsvisionen

Die Kaffeedynastie Jacobs fusioniert zwei ihrer Beteiligungsgesellschaften, um verstärkt Private-Equity-Investitionen zu tätigen. Dies wurde aus informierten Kreisen bekannt. Wie zu hören ist, kauft die Jacobs Holding — die Gesellschaft für die Erben des Barry-Callebaut-Gründers Klaus Johann Jacobs — mit Telemos Capital ein weiteres Investmentvehikel der Familie und gründet eine neue Einheit. Die fusionierte Firma Jacobs Capital soll vom ehemaligen Telemos-Chef Jacob Polny geleitet werden. Das Unternehmen setzt dem Vernehmen nach auf eine Active-Ownership-Strategie und plant, in mittelständische Unternehmen in ganz Europa zu investieren, die in verschiedenen Branchen wie Verbraucher- und Unternehmensdienstleistungen, Bildung und Gesundheitswesen tätig sind. Das Investmenthaus Partners Group hat indes seine Präsenz im Mittleren Osten mit der Eröffnung einer neuen regionalen Zentrale in Abu Dhabi ausgebaut. Das Schweizer Private-Equity-Unternehmen wolle “die zahlreichen Chancen nutzen, die sich aus dem bevorstehenden technologiegetriebenen Wandel der Branchen ergeben”, so Steffen Meister, Verwaltungsratspräsident bei Partners Group.

Absteiger Wien

Kopenhagen hat Wien in der Rangliste der lebenswertesten Städte der Welt vom ersten Platz verdrängt. Wegen der jüngeren Terrorsorgen im Land – darunter eine Bombendrohung vor den Taylor-Swift-Konzerten im Jahr 2024 und die Aufdeckung eines geplanten Anschlags auf den Wiener Westbahnhof Anfang dieses Jahres — sank die Stabilitätsbewertung der Hauptstadt Österreichs deutlich, wie die Economist Intelligence Unit in ihrem “Global Livability Index 2025“ darlegt. Der dänische Konkurrent erzielte das gleiche Ergebnis wie im Vorjahr, blieb jedoch von Unruhen weitgehend verschont. Für das jährliche EIU-Ranking werden 173 Städte weltweit anhand der fünf Kategorien Stabilität, Bildung, Infrastruktur, Kultur und Umwelt sowie Gesundheitsversorgung bewertet. Kritiker bemängeln die enge Auslegung des Begriffs Lebensqualität sowie die unterschiedlichen individuellen Betroffenheiten durch die Ausprägungen in den jeweiligen Kategorien. Dennoch zeigen die Rankings Trends auf: Die durchschnittliche Stabilitätsbewertung Westeuropas ist gegenüber dem Vorjahr gesunken, da die Region mit einer Zunahme von Terrorismus, Unruhen, Kriminalität und antisemitischen Übergriffen zu kämpfen hatte.

Was sonst noch so passiert ist:

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