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Politik verschreckt Anleger 

Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing geht davon aus, dass die Anleiherenditen auch in den kommenden Monaten hoch bleiben werden. Grund dafür sei, dass sich Regierungen weltweit schwer damit tun, ihre Ausgaben zu reduzieren und die staatliche Verschuldung einzudämmen.

Ich glaube nicht, dass es nur ein Aufflackern ist”, sagte Sewing heute zum Auftakt des Handelsblatt-Banken-Gipfels in Frankfurt. “Es ist im Grunde ein Spiegelbild von teilweise politischer Unsicherheit, von fehlenden Reformen, von steigender Verschuldung”, so der Chef von Deutschlands größtem Geldhaus.

Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Globale Anleihen stehen derzeit unter Verkaufsdruck, da die Nervosität hinsichtlich Inflationsentwicklung, Schulden und mangelnder Haushaltsdisziplin die Stimmung belastet. Heute erholt sich der europäische Bondmarkt nur minimal vom jüngsten Ausverkauf, der die Rendite 30-jähriger Papiere Großbritanniens auf den höchsten Stand seit 1998 getrieben hat, während US-Treasuries im Segment an der 5%-Marke kratzen und Frankreich-Anleihen unter der Aussicht auf einen neuen Regierungskollaps leiden.

Bei US-Treasuries verstärkt die Unsicherheit über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed nach den Attacken von Präsident Donald Trump den Druck zusätzlich. Eine Entscheidung darüber, ob die von Trump versuchte Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook rechtmäßig ist und in Kraft treten kann, könnte noch in dieser Woche fallen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Annika Reichelt, Rainer Bürgin und Alexander Kell: Wenn das Gold redet, Konjunkturknick, Rüstung reizt, Chinas Stärke und Audi setzt Signal.

Wenn das Gold redet

Der Goldpreis hat mit zeitweise 3.546,96 Dollar je Unze ein neues Rekordhoch erreicht — und auf Sicht der letzten sieben Sitzungen inzwischen rund 5% zugelegt, und seit dem Jahreswechsel mehr als ein Drittel. “Was seit vielen Jahren Schub gibt, ist eine Art allmähliche Erkenntnis einer wachsenden Anlegerbasis, dass Papierwährungen erheblich an Kaufkraft verlieren”, sagt Evy Hambro von BlackRock. “Mit Blick auf die Anleihemärkte fragen sich die Leute: Muss ich wirklich Staatsanleihen zu diesen relativ niedrigen Renditen kaufen, angesichts des hohen Kaufkraftverlusts? Ich denke, dass dies nun allmählich in den Fokus rückt.” Die Betreiber von Goldminen indessen nutzen den Rentabilitätsschub aus der Edelmetallrally nicht so sehr zur Ausweitung der Förderung, sondern für Aktienrückkäufe. “Für uns ist es immer ein Alarmsignal, wenn ein Sektor seine Gewinne wieder in Aktienkurse investieren will”, so Hambro. “Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Goldaktien seit Jahresbeginn um 100% gestiegen sind.” In den USA haben die Titel von Newmont 103% zugelegt. Für Barrick ging es in Toronto 67% aufwärts. Für beide Aktien signalisiert der Relative-Stärke-Index derzeit einen deutlich überkauften Markt.

Konjunkturknick

Die deutsche Chemieindustrie hat im zweiten Quartal 2025 die niedrigste Auslastung seit mehr als drei Jahrzehnten gemeldet. Nur 72% der Kapazitäten wurden genutzt – deutlich unterhalb der Gewinnschwelle, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Mittwoch mit. Die Produktion brach im Jahresvergleich um 5,1% ein, die Umsätze sanken entsprechend. “Eine Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht”, erklärte der VCI und verwies darauf, dass wichtige Abnehmer ihre eigene Produktion drosselten und Bestellungen zurückfuhren. Die Auslastung war nach Verbandsangaben zuletzt 1991 so niedrig. Leichte Entspannung meldete hingegen der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA): Die Auftragseingänge legten im Juli real um 4% im Vergleich zum Vorjahr zu. Dennoch lähme der Reformstau in Deutschland Investitionen, betonte VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt. “Die versprochenen Entlastungen für Unternehmen müssen im Herbst kommen, hier steht insbesondere die Bundesregierung im Wort”, mahnte er. Der deutsche Dienstleistungssektor verzeichnete im August ebenfalls einen Dämpfer: Der Einkaufsmanagerindex fiel von 50,6 auf 49,3 Punkte und rutschte damit unter die Wachstumsschwelle. “Offensichtlich ist es der Bundesregierung noch nicht gelungen, die Wirtschaft aus der Flaute zu holen”, sagte Cyrus de la Rubia, Ökonom bei der Hamburg Commercial Bank.

Rüstung reizt

Wohl kaum eine Branche floriert derzeit so stark wie Rüstung. Dem Vernehmen nach sondiert der französisch-deutsche Panzerhersteller KNDS Finanzberater, die bei der Vorbereitung eines möglichen Börsengangs helfen sollen. Das in Amsterdam ansässige Unternehmen, das sich im Besitz der deutschen Familie hinter Krauss-Maffei Wegmann und der französischen Regierung befindet, könnte eine Bewertung von rund 20 Milliarden Euro anstreben, ist zu hören. Eine doppelte Börsennotierung in Frankfurt und Paris, aber auch eine Notierung in Amsterdam sei bereits 2026 denkbar — noch sei jedoch alles offen. Laut Bloomberg-Informationen erwägt auch der Panzerhersteller Czechoslovak einen IPO in Amsterdam für 2026. Unterdessen will der Drohnenbauer Quantum Systems Insidern zufolge noch in diesem Jahr Mittel zu einer Bewertung von bis zu 3 Milliarden Euro beschaffen. Um den Verteidigungsboom stemmen zu können, braucht die Branche mehr Beschäftigte. Europäische Firmen versuchen daher, junge Talente auf unterschiedlichste Weise zu locken — von hohen Gehältern über Yoga-Kurse bis hin zu Kondomen branded by Rheinmetall.

Chinas Stärke

Bei einer Militärparade hat Chinas Präsident Xi Jinping demonstrativ Stärke gezeigt – flankiert von Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Die Feier markierte den 80. Jahrestag der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg und brachte die drei Staatschefs erstmals gemeinsam auf die öffentliche Bühne. “Die chinesische Nation ist eine große Nation, die keine Macht und keine Einschüchterung fürchtet und entschlossen ist, selbstständig und stark zu bestehen”, sagte Xi in seiner Rede. Fast zeitgleich meldete sich Donald Trump zu Wort und schrieb auf seiner Plattform Truth Social: “Bitte richten Sie meine herzlichsten Grüße an Wladimir Putin und Kim Jong Un aus, während Sie gegen die Vereinigten Staaten von Amerika konspirieren.” In seiner Ansprache kündigte Xi außerdem an, den Aufbau einer “Weltklasse-Armee” zu beschleunigen und “Souveränität und territoriale Integrität entschieden zu verteidigen” – ein klarer Hinweis auf Taiwan und eine Warnung an Befürworter einer formalen Unabhängigkeit. Kims jugendliche Tochter gab ihr internationales Debüt in China, was Spekulationen befeuerte, dass sie als seine spätere Nachfolgerin aufgebaut wird.

Audi setzt Signal

Schlichtes Design, wenig Schnickschnack. “Das ist unser Weg”, sagte Audi-Chef Gernot Döllner, als er am Dienstagabend in Mailand ein neues Konzeptauto präsentierte. Der Audi Concept C ist ein zweisitziger, vollelektrischer Sportwagen mit einem Hardtop-Dach, das sich zu einem Targa-Design zurückziehen lässt. Das Modell soll einen Wendepunkt für die Premium-Marke von VW darstellen: “Dieses Fahrzeug wird uns ins nächste Jahrhundert bringen”, so Döllner. Das Statement äußert sich auch im Design, welches Elemente historischer Audi-Rennwagen aus den 1930er Jahren aufgreift. Die Produktion soll laut Döllner im Jahr 2027 beginnen, der Preis wird voraussichtlich höher liegen als der des Audi TT (etwa 40.000 Euro) und niedriger als der des R8 (rund 165.000 Euro). Döllner erwartet, dass etwa ab 2030 Audis weltweiter Absatz von vollelektrischen Fahrzeugen mit dem von Verbrennern sowie Hybriden gleichziehen wird. Während Audi sein neues Produkt feiert, kämpft Jaguar Land Rover mit einem Cyberangriff. Dieser habe die Vertriebs- und Produktionsaktivitäten des Autobauers “erheblich gestört”.

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