Five Things: Germany
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Auf den Magen geschlagen

Die Stimmung bei der dritten Auflage der IAA in München nach ihrem Umzug aus Frankfurt unterscheidet sich deutlich von Automessen vergangener Jahre. Bisher drehte sich vieles darum, wer mit welchen neuen Autos und welcher Technologie den Absatz in welcher Weltregion um wie viel Prozent steigern will. Diesmal geht es vielmehr darum, wer mit welchen Autos in einem zunehmend brutalen Wettbewerbsumfeld überhaupt dauerhaft bestehen kann

Denn der gewaltige Einbruch des Premium-Segments in China hat insbesondere die deutschen Hersteller hart getroffen. Hinzu kamen Strafzölle und Handelsbarrieren, die insbesondere für Hersteller mit globaler Ausrichtung wie Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW problematisch sind. 

Schön machen für das IAA-Publikum. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Den Ton bei der IAA setzte bisher der Münchner Platzhirsch BMW mit der Präsentation der Neuen Klasse. Mercedes-Benz zeigt die elektrische Version des GLC SUV, von dessen Erfolg nach dem holprigen Start der Stuttgarter in die E-Mobilität viel abhängt. Volkswagen legte den Fokus auf neue Modelle wie den ID. Polo, die den Einstieg in die E-Mobilität erschwinglicher machen sollen.

Doch zur Wahrheit gehört, dass VW sich bisher bei kleinen Fahrzeugen im Volumensegment oft schwergetan hat, auskömmliche Margen zu erzielen. Und die kostengünstige Konkurrenz insbesondere aus China ist dieses Jahr bei der IAA stärker vertreten als je zuvor. BYD, Xpeng und Leapmotor hinterlassen mit ihren Autos Eindruck in der bayerischen Landeshauptstadt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Alexander Kell und Rainer Bürgin: Rücktritt und Gang herunter, Interessenmoderator gesucht, neuer Sanktionsschlag, Mini-Schub und Pariser Sturzgefahr.

Rücktritt und Gang herunter

Japans Premierminister Shigeru Ishiba hat seinen Rücktritt angekündigt und damit einen Schlusstrich unter eine Amtszeit gezogen, die von demütigenden Wahlergebnissen geprägt war. Die Liberaldemokratische Partei hat in beiden Kammern des Parlaments ihre Mehrheit verloren. Für Investoren blieb damit offen, welchen Kurs die Regierung künftig in der Finanzpolitik einschlagen wird. Bis ein neuer Regierungschef gewählt ist — laut japanischen Medien könnte dies Anfang Oktober geschehen — bleibt die Unsicherheit bestehen. Ishiba sei bekannt gewesen für seine strikte Haltung in Sachen Haushaltsdisziplin, sagte Katsutoshi Inadome, Stratege bei Sumitomo Mitsui Trust Asset Management. “Es bleibt unklar, wer der nächste Premierminister wird. Doch es ist schwer vorstellbar, dass jemand kommt, der in Sachen Haushaltsdisziplin besser oder auch nur gleichwertig ist.” In China ist das Exportwachstum im August auf 4,4% gesunken, den schwächsten Stand seit sechs Monaten. Die Ausfuhren in die USA brachen um 33% ein. Gleichzeitig stiegen die Lieferungen in die südostasiatischen Asean-Staaten um fast 23%, in die Europäische Union um 10% und nach Afrika um 26%.

Interessenmoderator gesucht

Der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders befindet sich in Verhandlungen, um den Aufsichtsratsvorsitz bei KNDS zu übernehmen. Dies berichten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Dabei geht es unter anderem um die Vorbereitung eines möglichen Börsengangs des deutsch-französischen Panzerherstellers. Enders ist demnach einer der Kandidaten für diese Rolle. Der KNDS-Aufsichtsrat soll im Oktober zusammentreten und könnte bis dahin eine Entscheidung treffen. Noch sei aber alles offen. Enders verbrachte Jahre damit, komplexe politische und wirtschaftliche Interessen zwischen Frankreich und Deutschland bei Airbus in Einklang zu bringen. KNDS ist eines der größten nicht börsennotierten Rüstungsunternehmen Europas und befindet sich im Besitz der deutschen Familie hinter Krauss-Maffei Wegmann und der französischen Regierung. Es produziert den Kampfpanzer Leopard 2, der von der Ukraine im Krieg gegen Russland eingesetzt wird. KNDS sondiert laut Bloomberg-Informationen Finanzberater, die bei der Vorbereitung eines möglichen Börsengangs helfen sollen und könnte eine Bewertung von rund 20 Milliarden Euro anstreben.

Neuer Sanktionsschlag

Die EU prüft dem Vernehmen nach ein neues Sanktionspaket gegen rund ein halbes Dutzend russischer Banken und Energieunternehmen, um den russischen Präsidenten zur Beendigung des Ukraine-Kriegs zu bewegen. Es wäre die 19. Sanktionsrunde seit dem Beginn der Invasion im Jahr 2022. Informierten Personen zufolge könnte es auch Maßnahmen gegen Russlands Zahlungs- und Kreditkartensysteme sowie Krypto-Börsen umfassen. Zusätzlich sind verschärfte Beschränkungen für den russischen Ölhandel vorgesehen. Bestehende Ausnahmeregeln für große russische Ölkonzerne wie Rosneft könnten fallen. Auch Sanktionen gegen Schattenflotten, die russisches Öl transportieren, sind möglich. Ein weiteres Thema ist der Einsatz des “Anti-Umgehungsinstruments” gegen Länder wie Kasachstan, die Maschinen an Russland liefern, die dort für die Waffenproduktion genutzt werden. EU und USA werden noch in dieser Woche über eine mögliche Koordination von Sanktionen sprechen, ein offizieller Vorschlag soll in Kürze folgen. US-Präsident Donald Trump erklärte am Sonntag, er werde schon sehr bald erneut mit Wladimir Putin sprechen.

Mini-Schub

In Deutschlands produzierendem Gewerbe ist die Produktion im Juli zum Vormonat um 1,3% gestiegen. Schub brachte vor allem ein Anstieg im Maschinenbau (kalender- und saisonbereinigt +9,5% zum Vormonat). Auch Zuwächse in der Automobilindustrie (+2,3%) und der Pharmaindustrie (+8,4%) beeinflussten das Gesamtergebnis positiv. In der Schweiz hat Nationalbankchef Martin Schlegel das Widerstreben der Währungshüter betont, im Kampf gegen Deflationsgefahren erneut zu Leitzinsen unterhalb der Null-Linie zu greifen. “Wir sind uns bewusst, dass der Negativzins unerwünschte Nebenwirkungen haben kann, zum Beispiel für Sparer und Pensionskassen”, sagte er im Interview mit der Kundenzeitschrift der Supermarktkette Migros. “Die Hürde für ihre Wiedereinführung ist hoch.” Die 39%-Einfuhrzölle der USA verstärken die Sorge, dass die exportabhängige Wirtschaft der Schweiz Schaden nimmt – und damit die ohnehin schwache Teuerungsrate weiter unter Druck gerät. Die eidgenössische Uhrenindustrie zeigt sich mit Blick auf das US-Geschäft optimistisch. Noch verfügt sie in den USA über Warenbestände. Und in Sachen Zölle könnte es ja noch einen Deal mit Washington geben, so die Hoffnung.

Pariser Sturzgefahr

Am Abend könnte die Regierung von Frankreichs Premierminister François Bayrou durch eine Vertrauensabstimmung gestürzt werden. Bayrou hatte sie selbst angesetzt, um die Abgeordneten unter Druck zu setzen und Unterstützung für seinen Sparplan zu gewinnen, der das Defizit von 5,4% der Wirtschaftsleistung auf 4,6% im kommenden Jahr senken soll. Der Plan umfasst 44 Milliarden Euro an Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen sowie unpopuläre Maßnahmen wie die Streichung von Feiertagen. Doch die Opposition hat sich formiert, um die Regierung zu stürzen. Sollte Bayrou scheitern, könnte Präsident Emmanuel Macron entweder einen neuen Premierminister ernennen oder das Unterhaus auflösen und Neuwahlen ansetzen. Neuwahlen sind jedoch laut Macrons Beratern derzeit nicht geplant. Ein Sturz der Regierung würde Fragen zur Fähigkeit des Landes aufwerfen, das größte Haushaltsdefizit der Eurozone zu bewältigen. Das Ergebnis der Abstimmung wird zwischen 20 und 21 Uhr erwartet. Ein Indikator für französische Risikospreads ist von seinen jüngsten Höchstständen zurückgekommen, bleibt vor der Abstimmung jedoch nahe dem diesjährigen Höchststand.

Was sonst noch so passiert ist:

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